Ein bisschen James Bond, ein bisschen „A Discovery of Witches“ und eine Prise Ingolstadt stecken in der bemerkenswerten Geschichte von Christopher Perkins. Der englische Gelehrte führte ein fast schon abenteuerliches Leben, das ihn auch an die Bayerische Landesuniversität führte.

Der nördliche Chorumgang in der Westminster Abbey. Hier befindet sich das Grab von Sir Christopher Perkins. Copyright: Dean and Chapter of Westminster, London
Unklar ist sein genaues Geburtsjahr: 1543 oder 1547 stehen im Raum. Fest steht, dass er an der Universität von Oxford studiert hat und dort auch 1565 seinen Abschluss machte. Dann tat er etwas, das im elisabethanischen England, das sich gerade vom Papst losgesagt hatte, eher ungewöhnlich war: Der junge Mann ging nach Rom, trat dem Jesuitenorden bei und promovierte in Rom in Zivilrecht. Von dort verschlug es ihn über Augsburg (dort fand seine Ordination statt) in die süddeutsche Jesuitenhochburg Dillingen, wo er laut dem Ingolstädter Historiker Dr. Dr. Gerd Treffer Scholastik lehrte und auf den einflussreichsten Theologen seiner Zeit, Gregor de Valencia traf. Zusammen mit diesem zog er schließlich im Jahr 1575 nach Ingolstadt.
„Perkins hielt dort zunächst im Kolleg exegetische Vorträge. Dann war er 1577 bis 1580 als Professor der Theologie an der Universität selbst tätig, im Sommersemester 1577 auch Dekan der theologischen Fakultät,“ so Treffer in seinem Bericht für die Zeitung IN-direkt. In dieser Zeit hat er auch sein Werk „Theologia disputativa de sacrosancto missae sacrifitio“ in Ingolstadt veröffentlicht und – wie so viele Geistesgrößen der Universität auch hier drucken lassen.
Jesuiten? Nein Danke!
Ob es einen konkreten Anlass gab oder es ein schleichender Prozess war, wird man nicht mehr herausfinden. Aber Theologie-Professor Christopher Perkins tritt um das Jahr 1581 aus dem
Jesuitenorden aus und verlässt Ingolstadt. Ihn zieht es in den Süden. Um das Jahr 1585 ist er in Venedig und schreibt dort ein Buch über den Jesuitenorden, das aber nicht veröffentlicht wird. Für kurze Zeit kehrt er nach England zurück, taucht dann aber 1587 in Prag auf. Dort lebt der englische Ex-Jesuit, während er in England weiter als „Recusant“, also als loyal zur katholischen Kirche, geführt wird und begegnete einer der schillerndsten Persönlichkeiten am Hof von Kaiser Rudolf II. Der Alchemist und Spiritist Edward Kelley, der auch behauptete, Gold herstellen zu können. Das funktionierte – wie man sich heute vorstellen kann – nicht und der Alchimist mit besten Kontakten zur englischen Königin Elisabeth I. wurde zwischenzeitlich der Stadt verwiesen, kehrte aber später wieder zurück. „Aus dieser Zeit stammt seine Verleumdung von Perkins. Kelley beschuldigte ihn, ein Spion und Geheimagent des Papstes zu sein und ein Mord-Attentat auf Königin Elizabeth vorbereitet zu haben,“ heißt es bei Gerd Treffer.
Vom „Attentäter“ zum Diplomat ihrer Majestät
Als Christopher Perkins nach England zurück kehrt, wartet kein freundlicher Empfang auf ihn. Er wandert offensichtlich ins Gefängnis als vermeintlicher Attentäter und wird so zu einem Fall für den legendären Sir Francis Walsingham, den „Erfinder“ der professionellen Spionage. An jenen Walsingham schreibt Christopher Perkins einen Brief, in dem er seine Unschuld beteuert. Und er kann einen prominenten Fürsprecher vorweisen: Sigismund III., König von Polen. Auf dessen Empfehlung beruft sich Perkins – und kommt damit durch. Jetzt ändert sich sein Leben erneut: Christopher Perkins trat zum anglikanischen Glauben über und machte eine steile Karriere als Diplomat, Botschafter und Spezialist für internationale Handelsangelegenheiten. Er saß im Unterhaus, wurde 1603 zum Ritter geschlagen und zählte zu den einflussreichsten Juristen des Landes. Er war vermutlich zweimal verheiratet, nachgewiesen ist seine Eheschließlung mit Anne Brett im Jahr 1617. Das kinderlose Paar lebte in der Cannon Row in der Nähe der Westminster Abbey, wo Perkins am 1. September 1622 bestattet wurde. Leider ist kein Grabstein und auch keine Inschrift vor Ort erhalten.