Ruhestätte mit erstklassiger Aussicht

Der Blick hinunter ins Tal ist traumhaft. Aber was nützt einem diese Aussicht, wenn man tot ist. Der französische Brigadegeneral Henry Lambert liegt an einem idyllischen Ort begraben, nämlich auf dem Burgberg in Rottenegg bei Geisenfeld.

Vielleicht hätte er seinen Wunsch nicht äußern sollen. Aber er tat es doch. Henry Lambert, Brigadegeneral in der französischen Rhein-Mosel-Armee, soll sich diesen Ort als den Ort seiner letzten Ruhe gewünscht haben, falls er im Gefecht sterben würde. Dummerweise ist genau das wenige Tage nach dieser Wunschäußerung auch passiert, schreibt Eduard Albrecht, Stadtheimatpfleger von Neustadt a.d. Donau: „Der Brigadegeneral Henry Francois Lambert befand sich auf einem Erkundungsritt bei Mauern, als seine kleine Schar von österreichischen Truppen, welche Neustadt besetzt hielten, mit Kugeln und Granaten beschossen wurde. In der Nähe eines alten Kreuzes an der Neustädter-Münchsmünsterer-Straße wurde General Lambert lebensbedrohlich verletzt.“ Den Acker, auf dem der Beschuss stattfand, nannte man fortan „Franzosenacker“.

Am 7. September 1796 erlag der französische General seinen Verletzungen. Was denn nun genau seine Tod verursacht hat, dazu gibt es verschiedene Versionen: Ein Granatsplitter soll den jungen General tödlich verwundet haben. Er selbst habe angeordnet, diesen im Chorraum der nahen Marienkirche in Mauern zu verwahren (wo er sich noch heute befindet). Andererseits schreibt Maximilian Krenauer in seiner Ortschronik von Rottenegg, dass Lambert von „einen schweren herabstürzenden Ast, welcher von einer österreichischen Kanonenkugel abgerissen wurde“ getötet wurde.

Die Wallfahrtskirche Hl. Kreuz auf dem Burgberg (oder auch Kalvarienberg) in Rottenegg

Fest steht, dass der Franzose seine letzte Ruhestätte wie gewünscht in einem Grab auf dem Burgberg direkt vor der Wallfahrtskirche Hl. Kreuz gefunden hat. An der Kapelle ist eine Kopie und eine Übersetzung der Todesurkunde von General Henry Lambert angebracht. Hier ist zu lesen:

Heute, den zweiundzwanzigsten September
im vierten Jahr der Republik um fünf Uhr abends.

Wir, Divisions- und Brigade-Generäle der Rhein- und
Mosel-Armee, beglaubigen und bestätigen, dass der
Bürger Henry Lambert, im Alter von fünfunddreißig
Jahren geboren in Dijon, Departement Cote d’Or,
als Brigade-General der 5. Division tätig, durch eine
Kanonenkugel vor Neustadt am einundzwanzigsten
September getötet, ist heute in Rottenegg in Bayern
beigesetzt und mit der ganzen Ehre, gebührend
seinem Rang, seinem Verdienst und seiner
militärischen Tugend, der die Hochachtung und
Anerkennung seiner Soldaten, die mit ihm unter seinem
Kommando gedient haben, erobert hatte, bestattet
worden ist.

Unterzeichnet ist das Dokument von drei Brigadegenerälen und zwei Divisionsgenerälen der Revolutionsarmee.

Der General ist bis heute nicht vergessen: Die letzte Ruhestätte Lamberts auf dem Burgberg (der so heißt, weil hier bis Anfang des 18. Jahrhunderts eine Burg stand) wird vom örtlichen Krieger- und Veteranenverein gepflegt. Unter anderem wird jährlich zum kirchlichen Bergfest eine Blumenschale in den Farben der Tricolore niedergelegt (siehe kleines Bild).

Foto: Ferdinand Krenauer