Sie berichten von einer schrecklichen Mordtat, die drei Grabsteine, die sich an die Kapelle auf dem Ingolstädter Westfriedhof schmiegen. Vom 17. auf den 18. März 1800 – auf dem Grabstein ist vermerkt „in schwarzer Nacht“ – sind die Mehlhändlerin („Melberin“) Helene Prandtner und ihre Töchter Helene und Johanna umgebracht worden.
Dieses historischen Mordfalls hat sich mehr als 200 Jahre später der langjährige Leiter der Ingolstädter Kriminalpolizei, Karl Häusler (1929 – 2020), angenommen und seine „Ermittlungsergebnisse“ dazu in dem Buch „Tatort Ingolstadt“ veröffentlicht. Maria Helena Prandtner war die Wirtin einer Gaststätte in der Beckerstraße und hatte mit ihren beiden Töchtern ganz in der Nähe, vermutlich in der heutigen Beckerstraße 2, gewohnt. Am Morgen des 18. März wurden ihre Leichen von Nachbarn entdeckt worden. Dazu schreibt Karl Häusler: „Sie fanden die Witwe und ihre beiden Töchter ermordet und grausam zugerichtet in der Wohnstube. Die Mutter lag erstochen auf der Stiege zu den Schlafkammern. Die 20-jährige Helena war durch viele Messerstiche verwundet, mit Ziegelsteinen am Kopf verletzt und erwürgt. Das Kind lag mit durchschnittener Kehle tot auf dem Fußboden. Die drei Mordopfer waren so zerstochen und zerschunden dass ‘die beim öffentlich vorgenommenen Visa reporta gegenwärtige Personen sagten: noch nie hätten sie Ermordete so grausam zugerichtet gesehen’.“
Das Kind? Damit ist Johanna Prandtner gemeint, die zur Zeit des Verbrechens erst 12 Jahre alt war. Aber wer ermordet eine Mutter und ihre beiden Töchter? Polizeiliche Ermittlungen hat es im Jahr 1800 noch nicht gegeben, denn die „Gendarmerie“ wurde erst 1813 in Bayern eingeführt. Trotzdem führte eine Spur zu den Mördern. Man fand im Flur des Hauses einen Stock, der zu österreichischen Soldaten führte, die zu dieser Zeit in Ingolstadt stationiert waren. Und so fiel der Verdacht schnell auf die kaiserlichen Artilleristen Theodor Luzius und Adam Hofer, an deren Uniformen auch noch Blutflecken entdeckt worden waren. Die Soldaten wurden festgenommen und gestanden sie Tat. Karl Häusler vermutet, dass sie sogleich von einem Militärgericht verurteilt wurden, denn ein ziviles Gericht gab es erst ab 1803 in Ingolstadt. Fest steht, dass die Mörder auf der Richtstätte vor dem Brückenkopf „zu ihrer verdienten Strafe am 9. Juni 1800 durch den Strang hingerichtet“ wurden.

Die Kapelle auf dem Ingolstädter Westfriedhof wurde 1802 errichtet. An der nördlichen Längsseite befinden sich die drei Grabsteine.
Beerdigt wurden Helene Prandtner und ihre Töchter damals übrigens auf dem Friedhof an der Sebastianskirche. Als dieser Friedhof nur wenige Jahre später aufgelöst wurde, sind die Grabsteine auf den Westfriedhof verlegt worden.