Ein Mord im Auftrag des Eichstätter Bischofs

Die Missetat ist historisch verbürgt. Und vermutlich hat die Mutter des Ermordeten höchstselbst den Todestag ihres Sohnes in ihren Psalter eingetragen. Das wertvolle Buch befindet sich heute in der Bamberger Staatsbibliothek und könnte glatt als „Beweismittel“ in einem mysteriösen mittelalterlichen Mordfall dienen.

Was sich im Jahr 1245 in Nassenfels (Landkreis Eichstätt) zugetragen hat, würde jeder „Game of Thrones“ Folge gut zu Gesicht stehen: Graf Gebhard (wir geben ihm keine Zahl, da in unterschiedlichsten Quellen alles von Gebhard III. bis Gebhard VI. zu finden ist) von Hirschberg belagerte die Burg Nassenfels, nachdem er mal wieder in Konflikt mit dem Eichstätter Bischof Friedrich II. von Parsberg, dessen Vogt er eigentlich war, geraten war. Es war also eine „firmeninterne“ Revolte, die der Graf gegen seinen Boss anführte. Nun agierte der Eichstätter Bischof wie der Bösewicht aus einem Shakespeare Stück oder zumindest ein russischer Präsident: Er engagierte einen Killer! Und was für einen: Der Hofnarr des Grafen sollte seinen Arbeitgeber um die Ecke bringen – und das tat er dann auch.

Handschriftlicher Eintrag im Bamberger Psalter “Gebehardus iunior comes de hirzperch dormiens occiditur” (Foto: Staatsbibliothek Bamberg)

Im Bamberger Psalter ist handschriftlich in schwarzer Tinte auf dem Pergament neben dem Datum des 5. Juni, dem Sterbetag Gebhards, eine Notiz hinterlassen, die als lateinischer Text entziffert wurde: Gebehardus iunior comes de hirzperch dormiens occiditur – auf deutsch: Gebhard der Jüngere, Graf von Hirschberg, wird im Schlaf ermordet. „Man vermutet, dass es seine Mutter gewesen sein könnte, die diesen Satz geschrieben hat,“ erklärt Dr. Bettina Wagner, Leiterin der Bamberger Staatsbibliothek. Vermutlich wurde der Psalter für die Mutter des Grafen angefertigt – ein heute unbezahlbarer, bibliophiler Schatz, der in Bamberg aufbewahrt wird (www.bamberger-schaetze.de).

Die Hirschberger waren durch den Mord übrigens gewarnt und Gebhards Sohn unterzeichnete nur wenige Wochen nach dem Tod des Vaters eine Übereinkunft mit den Anhängern seines Vaters, in der sie ihren Willen bekunden, das Kriegsbeil zu begraben und die Rechte des Bischofs wieder anzuerkennen. Damit war der Konflikt gelöst.

Einen Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*