Dollnstein als Geburtsort des Faschings?

Er war so etwas wie der Popstar seiner Zeit: Der fahrende Minnesänger Wolfram von Eschenbach. In seinem berühmtesten Werk „Parzival“ erwähnt er den Ort Dollnstein und einen örtlichen Brauch. Das Besondere daran: Es ist das erste mal, dass das Wort Fastnacht in einem deutschen Text erwähnt wird. I wer narrisch!

Wolfram von Eschenbach wurde vermutlich um das Jahr 1170 im fränkischen Obereschenbach (Bistum Eichstätt) geboren. Hundertprozentig gesichert ist das nicht, aber durchaus wahrscheinlich. Deshalb hat sich der Ort Obereschenbach auch im Jahr 1917 in Wolframs-Eschenbach umbenannt – der berühmteste Sohn des Ortes sollte sich auch im Namen nieder schlagen. Jener Minnesänger war damals jedenfalls an verschiedenen Adelshöfen tätig, um von historischen wie aktuellen Ereignissen zu berichten. Neben Walther von der Vogelweide ist Wolfram von Eschenbach der wichtigste deutsche Dichter des Mittelalters. Und jener Wolfram muss wohl auch in Dollnstein im Altmühltal zu Gast gewesen sein (vermutlich hatte er Kontakt zu den Grafen von Dollnstein), denn in seinem berühmtesten Werk, dem „Parzival“ (besteht aus 25000 Versen) , berichtet er von einem Faschingsbrauch aus Dollnstein – oder: Tollunstein bzw. Tollenstein, wie es damals hieß.

Darstellung Wolfram von Eschenbachs im Codex Manesse (UB Heidelberg, Wikipedia)

“Wohl stritt die reiche Königin (409, 5)
Bei Gawanen da so kühn,
Sie warf so ritterlich darein,
Dass die Kauffraun nie zu Tollenstein
Zu Fastnacht tapfrer stritten.
Sie tuns nach Narrensitten (409, 10)
Und ermüden ohne Not den Leib.“

(Übersetzung Kuehnle online)

Hier also taucht das Wort Fastnacht in einem deutschen Text zum ersten Mal auf. Und die „wilden“ Marktfrauen schienen beim Dichter einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben. Vielleicht liegen ja die Ursprünge des Faschings im beschaulichen Dollnstein, in jedem Fall ist es eine der ältesten Erwähnungen eines närrischen Treibens im süddeutschen Raum. Wolfram von Eschenbach ist wohl um das Jahr 1220 in Eschenbach verstorben. Er wurde in seinem Geburtsort im örtlichen Münster beigesetzt: „Hie ligt der Streng Ritter herr Wolffram von Eschenbach ein Meister Singer” lautete die Grabinschrift nach einer Beschreibung aus dem Jahr 1608. Allerdings sind sowohl Inschrift als auch das Grab heute nicht mehr auffindbar. Vermutlich ging es beim barocken Umbau der Kirche “verloren”.

Der Fasching ist unterdessen in Dollnstein immer noch recht lebendig. Bekannt ist der „Linker-Rechter-Lauf“, der am Faschingssonntag stattfindet und auf die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück geht. „Linker-Rechter, Saubua, schlechter – eins, zwei, drei.“ lautet der Ruf, der dabei erschallt.

Wer sich über die (lange) Geschichte Dollnsteins und seiner heute „unsichtbaren“ Burg informieren möchte, der kann das im örtlichen Altmühlzentrum tun sobald sich die Corona-Schließungen wieder erledigt haben. Mehr auch unter www.altmuehlzentrum.de