Der Stuhl, auf dem Napoleon einst Platz nahm

Wir schreiben den 19. April 1809. Der französische Kaiser Napoleon Bonaparte marschiert mit seinen Truppen in Vohburg ein. Da so ein Kaiser auch nur ein Mensch ist, muss er mal. Sich hinsetzen. Und jenes Sitzmöbel, auf dem das hoheitliche Hinterteil verweilte, ist bis heute erhalten. Da legst di – besser setzt di nieder!

Schon verrückt, dass dieser Stuhl, der um 1800 aus Eichenholz angefertigt wurde, die mehr als 200 Jahre so gut überstanden hat. Jetzt ist er eines der Highlights im neuen Museum Vohburg. Zur Verfügung gestellt hat ihn die Familie Fertl, in deren Besitz sich das Möbelstück mit der außergewöhnlichen Vergangenheit befindet. „Den Stuhl wollten wir unbedingt, weil er etwas ganz Besonderes ist,“ erklärt dazu Kunsthistorikerin Evi Steinberger, die das Museumskonzept mit entwickelt hat. Einem Vorfahren der Familie Fertl ist es zu verdanken, dass der Stuhl nicht als Brennholz o.ä. endete. Pfarrer Josef Mathes (1841 – 1905), der als Chronist die Geschichte Vohburgs festhielt, sorgte dafür, dass die Sitzgelegenheit in seinem Elternhaus aufbewahrt wurde.

Nun befindet er sich also hinter Glas in der Dauerausstellung des Museums im Vohburger Pflegerschloss. Und dort wird auch der Anlass wieder lebendig, zu dem sich der Kaiser auf jenen Stuhl setzte. Er nahm darauf die Parade seiner Truppe ab. Und man weiß auch ganze genau, wo das stattgefunden hat. Nachdem Napoleon aus Ingolstadt kommend am Nachmittag durch das Große Tor in die Stadt eingezogen war, ließ er sich vor dem sogenannten „Schöffthalerbäck“ (heute Fertl-Haus) gegenüber dem Gasthof zur Post auf dem Stuhl nieder. Dann zogen seine Soldaten an ihm vorbei, um ihrem Feldherrn die Ehre zu erweisen.

Übernachtet – und dabei nur wenig geschlafen – hat Napoleon übrigens auf der Vohburger Burg, höchstwahrscheinlich in einem der Räume, die nun das Museum beherbergen. Wie die Truppenabnahme von dort oben ausgesehen haben kann, wird den Besuchern und Besucherinnen an einem digitalen Fenster verdeutlicht, das den Eindruck vermittelt, als würde man dem Geschehen im Jahr 1809 zusehen.

Am 20. April um 8 Uhr morgens war mit der „Ruhe“ für die Soldaten schon wieder vorbei. Der Kaiser und seine Truppen brachen auf, um in die nächsten Schlachten zu ziehen, die sie Abensberg, Siegenburg und Eggmühl erwarten sollten.

Infos zum Museum in Vohburg finden Sie unter: www.museum-vohburg.de