Bedeutend für die Menschheitsgeschichte – und lebensgefährlich

Wenn sie es sich nicht eines Tages – oder vermutlich im Laufe mehrerer tausend Jahre – anders überlegt hätte, dann würde die Donau vielleicht jetzt noch dort fließen, wo sich heute das sogenannte Wellheimer Trockental befindet. Das war nämlich nicht immer trocken, denn die Urdonau formte hier die Landschaft von Neuburg bis Dollnstein. Vor 80 000 Jahren aber änderte sich der Lauf und hinterließ ein breites, nun trockenes Flussbett, schroffe Felsen und zahlreiche Höhlen. Vom Tal aus sichtbar (und dazu gut ausgeschildert) sind die Mauerner Höhlen, die – wie der Name schon sagt – bei dem Örtchen Mauern, das zum Markt Rennertshofen gehört, zu finden sind.

Diese vier Höhlen – auch Weinberghöhlen genannt – haben es in sich. So boten sie während der Eiszeit unterschiedlichen Tieren (von denen fast alle ausgestorben sind) Schutz: Spuren von Mammut, Höhlenbär, Wollnashorn, Rentier und weiteren Tieren sind hier entdeckt worden. Aber nicht nur Tiere, sondern auch Neandertaler und der „moderne“ Homo sapiens haben diese natürlichen Schutzräume genutzt. Die ältesten Spuren reichen bis in die Würmeiszeit vor rund 70 000 Jahren zurück. Vor etwa 40 000 Jahren tauchte dann der Homo sapiens auf.

Ann-Kathrin Hesslinger mt einem Bild der “Roten von Mauern”

Das spektakulärste Fundstück aber ist die sogenannte Venus oder „Rote von Mauern“, eine Steinfigur, die einer Venusstatuette ähnelt und die vermutlich um die 25 000 Jahre alt ist. Der Neuburger Lehrer und langjährige Kreisheimatpfleger Michael Eckstein (1903-1987) war die treibende Kraft der Höhlenforschungen, die in den Jahren 1935, 1937/38, 1947/48 und 1964 ‐ 74 stattfanden. Deshalb gelangten auch viele Fundstücke ins Museum nach Neuburg. Nur die „Rote“ befindet sich in der Archäologischen Staatssammlung in München.

Tödliches Ende einer Ausgrabung

Zu einem tragischen Zwischenfall kam es 1949. „In der Höhle hat sich ein tonnenschweres Gesteinselement gelöst,“ berichtet Landkreis-Gästeführerin Anne-Kathrin Heßlinger. Dieses erschlug Josef Bath aus Mauern, der an den Ausgrabungen beteiligt war. „Grabungsleiter Professor Lothar Zotz hat ihm zu Ehren eine Linde pflanzen lassen.“ Diese steht noch heute am Eingang zur Höhle 1 und erinnert daran, dass das Betreten der Ausgrabungsstätte gefährlich war und ist. Bis heute lösen sich hin und wieder Gesteinsbrocken. Trotzdem diente der Ort über Jahrzehnte als Spielplatz für Kinder, Treffpunkt für Jugendliche, für Wagemutige und leider auch für Raubgräber. Seit 1977 ist der Zugang zu den Höhlen verschlossen, der Jurahang ist 1979 als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden. Informationstafeln weisen heute auf die beeindruckende Geschichte und die Bedeutung dieses Flecken Erde im Urdonautal hin. Die Höhlen sind „für die Menschheitsgeschichte Mitteleuropas von wissenschaftlicher und kulturgeschichtlicher Bedeutung“.

Kein Höhlenende in Sicht

„Wir wissen, wie wir zum Mond und zum Mars kommen, aber nicht, wie weit das hier hinein geht,“ erklärt Anne-Kathrin Heßlinger. Das komplette Ausmaß der Mauerner Höhlen ist immer noch nicht erforscht. Bis die Wissenschaft alles untersucht hat, kann nur spekuliert werden. Oder man bezieht sich auf Sagen und Legenden. Angeblich soll einst ein Gänsehirte einen Abstecher zu den Höhlen gemacht haben. Eine Gans flüchtete hinein und soll erst in fünf Kilometer Entfernung in Hütting wieder ans Tageslicht gewatschelt sein.

Blick auf Mauern (Foto: Hesslinger)