Zeugnisse der Sintflut im Altmühltal?

Sie sind klein, liegen im Altmühljura oft nur so herum und haben zu biblischen Spekulationen Anlass gegeben. Die Rede ist von versteinerten Spinnen, die aber gar keine sind.

In den Platten aus dem Jura, die in und um Eichstätt abgebaut werden, findet man immer wieder kleine Fossilien, die den wissenschaftlichen Namen „Saccocoma tenella“ tragen. Es handelt sich dabei um eine ausgestorbene Gattung der Seelilien (Haarsterne), die vor rund 150 Millionen Jahren massenhaft im Jurameer unterwegs war. Die kleine Seelilie (im Durchschnitt 5 Zentimeter groß) ist munter durchs Wasser geschwommen und hat dabei „wild mit den Armen gefuchtelt“ (so steht es im Katalog des Bayerischen Landesamts für Umwelt). Wenn die Zeit des kleinen Meeresbewohners abgelaufen war, rollte er sich zusammen und wurde so auch in einem eher komprimierten Zustand versteinert. Die Ähnlichkeit mit einer „zerbazten Spinne“ ist unübersehbar.

Im Abraum der Steinbrüche lassen sich immer wieder Platten mit Haarsternen finden.

Im Mittelalter vermutete man, dass es sich um Überreste von Tieren handelte, die die Sintflut nicht überlebt haben. Und der Nürnberger Botaniker, Apotheker und Verleger Basilius Besler (ja, das ist der, der den berühmten Hortus Eystettensis herausgegeben hat) wollte 1616 in den Ablagerungen Spinnen erkannt haben. Die Gesteinsplatten mit besonders vielen Haarsternen heißen deshalb auch heute noch „Eichstätter Spinnensteine“ und befinden sich in mineralogischen Sammlungen weltweit. 1730 hat der Mediziner und Geologe Johann Jakob Baier aus Altdorf bei Nürnberg aus seinen Untersuchungen gefolgert, dass es sich nicht um Spinnen, sondern um Seesterne handle. Da lag er fast richtig: „Saccocoma tenella“ ist zwar mit den Seesternen verwandt, zählt aber zur Familie der Seelilien und Haarsterne. Das Besondere an den Exemplaren, die in den Solnhofener Plattenkalken gefunden werden, ist, das sie zu Lebzeiten eben nicht am Meeresboden festgeheftet waren, sondern auch geschwommen sind.

Augen auf beim Fossilienkauf

So richtig schöne Exemplare der versteinerten Haarsterne sind selten. Meist sind die einzelnen, dünnen Ärmchen schwer zu erkennen. Deshalb haben findige Verkäufer schon nachgeholfen. Im Katalog „Zu Stein geworden – 50 Fossilien und ihre Geschichten“ (LfU) ist zu lesen, dass der ein oder andere schon künstlerisch mit Pinsel und Farbe nachgeholfen habe, um mehr „Haarigkeit“ zu erzeugen. Und manch einem ahnungslosen Touristen sollen schon einfache Dendriten, also verästelte Eisen- und Manganabsätze auf den Plattenkalken, als fossile Haarsterne angedreht worden sein.