Drachen, Sex, Verrat, Mord und ein Familienfest, das in einem Blutbad endet. Klingt nach „Game of Thrones“. Aber in diesem Fall geht es um das Nibelungenlied. Und damit auch um einen Quellteich im Gemeindebereich von Pförring.
Die legendäre Geschichte um Siegfried, Kriemhild, Gunther und Co. hat einen direkten Bezug zu dem kleinen Ort im Landkreis Eichstätt. Im Nibelungenlied heißt Pförring allerdings „Vergen“ und bezeichnet die Stelle, in der Kriemhild auf ihrem Weg zu den Hunnen über die Donau setzte, um in Wien den Hunnenkönig Etzel (Attila) zu heiraten.

Foto: Bayerische Staatsbibliothek
Aber Kriemhild sinnt auf Rache an ihrer „Sippe“ und lädt ihre Brüder und Hagen, dem sie den Mord an Siegfried (ja, der in Drachenblut gebadet hat) und den Raub des Nibelungenschatzes niemals verziehen hat, ins Land der Hunnen zu einem Hoffest ein. Und damit kommt erneut Pförring ins Spiel, denn die Burgunder suchen nach einem Übergang über die Donau. Nur herrscht leider gerade Hochwasser und die Suche nach dem richtigen Ort gestaltet sich schwierig. Hagen, der „Bad Boy“ der Nibelungensage gerät dabei an einen sagenhaften Ort, den es auch heute noch gibt – in echt und in Farbe. Es handelt sich um die Kelsbachquelle, die im Epos „schöner Brunnen“ genannt wird.
„Die Quelle ist bis heute nicht versiegt“, erklärt der langjährige Bürgermeister von Pförring, Bernhard Sammiller. „Hier soll Hagen den weisen Frauen, die dort gebadet haben, die Kleider gestohlen haben, um sie zu zwingen, ihm die Zukunft vorher zu sagen.“ Zwei Meerfrauen (diu wilden merewip) sollen es gewesen sein, die Hagen traf und die ältere und weisere der beiden (daz allerwîseste wip) sagt vorher, dass niemand die Reise ins Hunnenland überleben würde mit Ausnahme des Kaplans. Deshalb versucht Hagen auch jenen Kaplan bei der Überquerung der Donau bei Möringen (ob es sich um das heutige Marching oder Großmehring handelt, ist nicht geklärt) zu ertränken, aber der Kaplan überlebt auf wundersame Weise. Da wird dem Unhold klar: das alte Meerweib hatte recht. Trotzdem setzen die Nibelungen ihre Reise in den Tod fort. Das Ende ist bekannt.
Die fiktive Geschichte der Nibelungen spielt – wie so viele andere sagenhafte Geschichten – an durchaus realen Orten. Und dass der Quelltopf des Kelsbachs im Pförringer Ortsteil Ettling geradezu prädestiniert ist als Heimat für Meerfrauen oder Nixen, zeigt sich noch heute. Hier blubbert es nämlich. Vermutlich sind es laut Kurt Scheuerer zwei Quellen, die hier an die Oberfläche treten: „Die eine führt Schwefel, welcher weiße Ablagerungen hervorruft, die andere Jod mit blaugrauen Spuren am Teichgrund.“
Direkt am Quelltopf des Kelsbachs sind – umgeben von Bäumen und Sträuchern auf einer künstlichen Insel – die Ruinen einer Burg und einer romanischen Burgkapelle aus dem frühen 12. Jahrhundert erhalten. Ein zauberhafter, vielleicht sogar verzauberter Ort, der sich hier versteckt hält. Übrigens: Weil Burg und Weiher auf Privatgelände liegen, sollte man nicht einfach so herein spazieren, sondern eine Erlaubnis des Hofbauern zur Besichtigung einholen.