Ganz schön fröhlich für ein Totengedenken: Auf dem Ingolstädter Westfriedhof tummeln sich drei kleine „nackerte“ Musikanten auf einem Grabstein, der einem gewissen Adolf Scherzer gewidmet ist. Sein Name ist vielleicht nicht jedem bekannt, wohl aber (zumindest in Bayern) das Musikstück, das er komponierte und das bis heute bei Umzügen, in Bierzelten und Festsälen erklingt: Der Bayerische Defiliermarsch. Ein echter Hit.

Adolf Scherzer trat als junger Mann in das Königlich Bayerische 7. Infanterie-Regiment ein.
Am 4. November 1815 wurde Adolf Scherzer (mit vollem Namen Jacob Philipp Adolf Scherzer) im fränkischen Neustadt an der Aisch geboren (hier hat er inzwischen auch dein Denkmal bekommen). Die Scherzers waren Musiker und Vater Jacob hat den kleinen Adolf schon früh unterrichtet. Kein Wunder, dass der Bub Musikmeister werden wollte. 1834 trat er deshalb auch freiwillig in das Königlich Bayerische 7. Infanterie-Regiment ein und weil selbiges in Ingolstadt stationiert war, verlegte auch der 18-jährige Adolf Scherzer seinen Lebensmittelpunkt dorthin. 1848 wurde er Musikmeister und um das Jahr 1850 hat er wohl jenen Marsch komponiert, der sogar als inoffizielle, zweite Nationalhymne Bayerns gilt.
Das Musikstück war ein Auftragswerk, denn dem Musikmeister war befohlen worden, einen Marsch zu komponieren. Und was braucht der Komponist für so ein Werk? Richtig. Inspiration. Und die soll sich Scherzer auf dem Ingolstädter Paradeplatz geholt haben. Dort hatte „fahrendes Volk“ Station gemacht und die Zirkus-Klänge wurden von dem Musikmeister schließlich in seinem „Avancier-Marsch“, der dann auch Ingolstädter Parademarsch hieß, verwendet. Den Titel „Bayerischer Defiliermarsch“ bekam die Komposition erst später (angeblich durch König Ludwig II. höchstpersönlich).
Am 23. Januar 1864 stirbt Adolf Scherzer in Ingolstadt. Sein Marsch freilich legt eine echte Musikkarriere hin: im Krieg gegen Preußen 1866 und 1870/71 im Deutsch-Französischen Krieg wurde das Stück schnell bekannt und beliebt. Mit Franz-Josef Strauß wurde der Defiliermarsch beinahe zur offiziellen „Auftrittsmusik“ des bayerischen Ministerpräsidenten und noch heute ziehen Politiker, Redner und Co. zu dieser Notenfolge, intoniert von einer Blaskapelle, in Bierzelte und Festsäle ein.

Das Ehrengrab Adolf Scherzers auf dem Ingolstädter Westfriedhof