Er war ein im wahrsten Sinne gewichtiger Herrscher, dieser Ottheinrich von Pfalz-Neuburg. Davon zeugt das einzige Kleidungsstück, das von diesem Genussmenschen erhalten blieb. Ottheinrichs Weste ist ein besonderes Ausstellungsstück im Schloss Neuburg.
Vermutlich hat er sie eher offen getragen, diese Weste, die aus Seidengestrick gearbeitet ist. Pfalzgraf Ottheinrich war zur Zeit der Herstellung um 1550 vermutlich schon sehr krank und nahm wohl meist eine gebeugte Haltung an. Der Schnitt des Kleidungsstücks mit den leicht nach vorne versetzten Ärmeln lässt jedenfalls darauf schließen, dass es mit der Gesundheit seines Trägers nicht zum Besten stand. Dass Ottheinrich in jedem Fall extrem übergewichtig war, beweisen die Maße dieser Maßanfertigung: Die Ärmellänge misst 65 Zentimeter, die Ärmelweite oben 70 Zentimeter, unten 34 Zentimeter. Die Weite der Weste entspricht einem Brustumfang von von 200 bis 235 Zentimetern (Ein Brustumfang von 208 Zentimetern entspricht heute der Größe 10XL). Das farb- und schmucklose Kleidungsstück wurde höchstwahrscheinlich nur unter den prächtigen Renaissancegewändern des Herrschers getragen und diente vor allem an kalten Tagen als zusätzliche, wärmende Schicht.
„Es ist möglich, dass die Weste kurz vor Ottheinrichs Weggang nach Heidelberg noch in Neuburg gearbeitet wurde, so zu dieser Zeit Seidenstricker nachgewiesen sind,“ ist im Katalog zur Landesausstellung „Von Kaisers Gnaden – 500 Jahre Pfalz-Neuburg“ zu lesen. Fest steht, dass es aus dieser Zeit fast keine Textilien gibt, die überdauert haben. Von Ottheinrich dürfte es das einzig erhaltene Kleidungsstück sein.

Eine Portraitbüste von Ottheinrich im Neuburger Schloss
1559 ist der Pfalzgraf im Alter von 56 Jahren in Heidelberg verstorben, wo er auch bestattet wurde. Sein schlichtes „Westerl“ ist in der Dauerausstellung zur Geschichte des Fürstentums Pfalz Neuburg im Neuburger Schloss zu sehen.