Der Neuburger Pfalzgraf Ottheinrich war eine wuchtige Erscheinung. Kein Wunder, dass er auch eines der gewichtigsten Buchwerke in Auftrag gab. Ja, richtig. Buchwerk nicht Bauwerk. Die sogenannte Ottheinrichbibel ist eines der prächtigsten Bücher, das überhaupt an einem europäischen Fürstenhof geschaffen wurde. Aber man muss dazu auch sagen: Seine eigene Idee war´s nicht, sondern die eines Ingolstädters…
„Man wollte damit zeigen, was man besitzt und wie kunstsinnig man ist!“ erklärt dazu Dr. Brigitte Langer (Bayerische Schlösserverwaltung). Sie hatte sich anlässlich der Sonderausstellung 2016 im Neuburger Schloss intensiv mit dem „Mordsdrumm“ von Buch befasst, das um das Jahr 1530 von Ottheinrich in Auftrag gegeben worden ist. Obwohl: Das Buch ist eigentlich schon hundert Jahre älter. Heute würde man sagen, Pfalzgraf Ottheinrich (1502 – 1559) hat es nur „gepimpt“, also ordentlich aufgemotzt. Ursprünglicher Auftraggeber war nämlich Herzog Ludwig VII. (der Bärtige) von Bayern-Ingolstadt, aber das Werk wurde nicht vollendet. Warum, ist nicht bekannt. Die Texte des Neuen Testaments auf deutsch (!) sind allerdings bereits für den Ingolstädter Herzog komplett auf die insgesamt 307 Pergamentblätter übertragen worden. „Das Buch gilt als das erste vollständige Neue Testament in deutscher Sprache,“ so Dr. Brigitte Langer. Ein gewisser Martin Luther hat dann erst rund 100 Jahre später, also zur Zeit Ottheinrichs, mit seiner Bibelübersetzung Geschichte geschrieben.
Aber nur ein Fünftel des Buchschmucks, also der gemalten Darstellungen biblischer Szenen, die wohl in Regensburg angefertigt wurden, sind auch ausgeführt wurden. Übrig blieben zunächst viele freie Flächen, auf denen lediglich Anweisungen zur Bemalung vorhanden waren. Und so war es eben jener Ottheinrich, der den Lauinger Künstler Mathis Gerung beauftragte, die Bibel in all ihrer Pracht im damals hochmodernen Renaissance-Stil fertig zu stellen.
154 Kälber waren für die Herstellung des Pergaments nötig, die Bibel selbst ist mit einem halben Meter Größe durchaus ein „dicker Wälzer“. Ursprünglich ein einziger Band wurde das Buch im 19. Jahrhundert auf acht Bände aufgeteilt, die nach etlichen Irrungen und Wirrungen (auch Schwedenkönig Gustav Adolf verschleppte das Buch im Dreißigjährigen Krieg) erst 2008 wieder vereint wurden.
Die Prachtbibel befindet sich heute in der Bayerischen Staatsbibliothek. Sie wurde auch digitalisiert und ist damit für jedermann online einsehbar unter:
https://www.digitale-sammlungen.de//index.html?c=highlight&projekt=1&l=de