Das Olympiastadion auf der Willibaldsburg

Fossilien, der Urvogel, Tropenfische, ein Mammutskelett, Funde aus der Römerzeit – das alles findet man auf der Eichstätter Willibaldsburg. Aber dort lagert auch das Münchner Olympiagelände – als maßstabsgetreues Modell. Denn die Burg beherbergt eine Außenstelle des Münchner Staatsarchivs, in der in erster Linie Notariatsurkunden verwahrt werden, aber auch die Unterlagen zu Architekturwettbewerben. Und zu diesen gehören die entsprechenden Modelle, die beim Wettbewerb mit eingereicht worden sind.

Dr. Christoph Bachmann, Leiter des Staatsarchivs München, deutet auf das Olympische Dorf im Modell

Im Fall des Münchner Olympiastadions ist die Angelegenheit noch etwas komplexer: Das Siegermodell Architekturbüros Günter Behnisch und Partner aus Stuttgart steht nämlich im Architekturmuseum in München, aber sowohl nicht umgesetzte Wettbewerbsmodelle als auch ein großes Modell des gesamten Olympiageländes werden in der Willibaldsburg verwahrt. Letzteres hatte eine ganz besondere Aufgabe, die man heute vielleicht sogar mit Hilfe von Virtual-Reality-Präsentationen bewältigen würde. Damals ging das nur analog: „Das ist ein sauber ausgeführtes Modell für Werbezwecke, das in verschiedene Städte auf Reisen gegangen ist, um Gelder für die Olympischen Spiele 1972 in München einzuwerben“, erklärt Dr. Christoph Bachmann, Leiter des Staatsarchivs München: „Es ist eine Art Merchandising Produkt.“ Zehn solcher Modelle, die von R. Augustin und G. Ott (München) gefertigt worden sind, waren im Vorfeld der Olympischen Spiele „unterwegs“, die Standorte Stuttgart und Eichstätt sind bekannt, wo die restlichen acht verlieben sind, ist offen.

Was heute womöglich aus dem 3D Drucker käme, ist vor über 50 Jahren von Modellbauern aus Holz, Plastik, Papier und höchstwahrscheinlich Styrodur in Handarbeit hergestellt worden. „Der Fernsehturm ist sicherlich aus Holz rausgedrechselt“, so Bachmann. Zu sehen ist neben dem eigentlichen Olympiagelände mit seinen Sportstätten und dem weltbekannten Zeltdach auch das olympische Dorf, das vom Architektenbüro Heinle, Wischer und Partner entworfen wurde. Der Architekturwettbewerb endete am 3. Juli 1967, 104 Architekturbüros hatten sich beworben und darunter stach der eine Bewerber mit der auffälligen Dachkonstruktion heraus. Das Zeltdach wurde übrigens inspiriert vom Deutschen Pavillon bei der Weltausstellung in Montreal 1967 (Architekt: Frei Otto). Zwei Mitarbeiter von Günter Behnisch kamen schließlich auf die Idee, die Stadien auf dem Wettbewerbsmodell mit Nylonstrümpfen zu bespannen – fertig war die Zeltdachoptik für den Wettbewerbsbeitrag.

Ausstellung in der Pinakothek der Moderne

Das Olympiamodell wird jetzt verpackt und in die Pinakothek der Moderne “verliehen”.

Vor kurzem ist das Modell „sanft restauriert“ worden, weil es in einer Ausstellung mit dem Thema „Schätze des Staatsarchivs“ zu sehen war und noch in diesem Sommer geht es wieder nach München. Dort ist in der Pinakothek der Moderne eine Schau über die Olympischen Spiele 1972 geplant. Von 7. Juli bis 3. Oktober Ausstellung des Architekturmuseums der TUM „spannt mit zahlreichen unbekannten Dokumenten und Modellen einen thematischen Bogen vom Umbau der Stadt über die ‚Olympiade im Grünen‘ mit dem weltberühmten Zeltdach, den Sportstätten und dem Olympischen Dorf sowie dem visuellen Erscheinungsbild bis zum olympischen Erbe.“  Dazu werden auch die Preisträger-Modelle (Platz 1 bis 4) aus dem Wettbewerb gezeigt, die ebenfalls in der Willibaldsburg liegen, genauso die die sogenannten Ankäufe und die lobenden Erwähnungen. Wer sich also damit befassen möchte, wie das Olympiastadion und damit auch das Olympiagelände aussehen würde, wenn der markante Entwurf von Günter Behnisch nicht dabei gewesen wäre, kann das in der Außenstelle des Staatsarchivs tun. Dort sind übrigens auch zahlreiche Modelle zum Architekturwettbewerb der Staatskanzlei und der Bayerischen Staatsoper zu sehen, insgesamt sind es mehr als 100 Modelle, die hier im Burgturm „schlummern“.

Weitere Infos zum Staatsarchiv: https://www.gda.bayern.de/die-staatlichen-archive-bayerns/