Das Haupt vom Weishaupt

Wenn das kein „Must see“ für Fans von Geheimbünden und Verschwörungstheorien ist. Die Totenmaske des Illuminaten-Gründers Adam Weishaupt! Doch sie ist – wie der gesamte Geheimbund – weniger spektakulär als dass man sie in einen Hollywoodfilm packen könnte.

Foto der originalen Totenmaske aus dem Buch von Leopold Engel

Um es gleich vorweg zu nehmen: Das Ding sieht verdammt echt aus, ist aber nicht das Original. Das ist nämlich längst verschollen. Umso erstaunlicher ist es, dass es diese Kopie im Ingolstädter Stadtmuseum gibt. Diese wurde 2011 anhand einer alten Schwarz-Weiß Fotografie erstellt, aus der Spezialisten aus der Nähe von Deggendorf einen 3D Scan aus Kunststoff erstellt haben: „Man meint, man sieht Adam Weishaupt hier liegen. Das war unser größter Erfolg anlässlich der Illuminaten-Ausstellung, dass wir endlich Weishaupt nicht nur in einem Kupferstich zeigen können, sondern als Totenmaske,“ erklärt Dr. Beatrix Schönewald, die Leiterin des Ingolstädter Stadtmuseums. Zusammen mit dem berkannten Kupferstich von Christoph Wilhelm Bock belegt die Totenmaske eine Vitrine im “Illuminaten-Eck” des Museums.

Adam Weishaupt wurde am 6. Februar 1748 in Ingolstadt geboren „und von Adam Ickstatt über dem Taufbecken gehalten“. Er starb am 18. November 1830 in Gotha. Sich ein Bild von einem Menschen zu machen, das war zu dieser Zeit noch Malern und Kupferstechern überlassen. Und da wurde die Realität gerne mal optimiert (was heute Photoshop erledigt). Im Fall der Illuminaten und seiner Mitglieder war aber eine andere Form des Portraits schwer angesagt, nämlich der Schattenriss. „Das Profil jedes Illuminaten war durchaus aussagekräftig.“ so Dr. Schönewald.

Silhouetten von Adam Weishaupt und seiner zweiten Frau, auf zwei Obertassen eingebrannt. Leopold Engel – File: Geschichte des Illuminaten-Ordens (Engel) 223.jpg, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org

Der Illuminaten Orden selbst war nur von kurzer Lebensdauer. Gegründet 1776 war es zehn Jahre später schon wieder vorbei. Adam Weishaupt floh nach Thüringen und wurde dort von einem neuen Mentor unterstützt. Der tiefe Fall des Ingolstädter Professors für Kirchenrecht war laut Beatrix Schönewald dabei eher eine Inszenierung, denn der bayerische Staat hat Weishaupt trotz Verbot des Ordens bis zu seinem Tod eine Pension bezahlt. Und die Ideen der Illuminaten lebten in den Reformen Maximilian Joseph Graf von Montgelas weiter.

“W. erlebte noch eine bessere Zeit in seinem engeren Vaterlande Baiern. Mit dem Regierungsantritt Max Josef’s im J. 1799 wurde der schlechten Verwaltung ein Ende gemacht, die Rechtspflege verbessert, das Pfaffenthum in seine Schranken gewiesen, die Liebe zu Wissenschaften und Künsten gefördert. Bestrebungen, wie sie W. unternommen hatte, wurden unnöthig und unmöglich”
Jacoby, Daniel, “Weishaupt, Adam” in: Allgemeine Deutsche Biographie 41 (1896)

Adam Weishaupt hatte am 11. Juli 1773 die Eichstätterin Afra Sausenhofer geheiratet, mit der er fünf Kinder bekam, die alle jung gestorben sind. Auch seine Frau starb früh nach schwerer Krankheit. Weishaupt hatte der Todkranken versprochen, ihre Schwester Anna Sausenhofer zu heiraten, was er dann auch Ende 1783 tat. Sie begleitete ihn auf seiner „Flucht“ (die laut Betraix Schönewald keine war, weil sich Weishaupt durchaus verabschiedet hatte) nach Gotha und wurde dort ebenso wie ihr Mann, die beiden Töchter und der früh verstorbene Sohn Wilhelm beerdigt.

In der Veröffentlichung „Geschichte des Illuminaten-Ordens“ von Leopold Engel aus dem Jahr 1906 heißt es:

Die Frau Hofrätin Weishaupt starb im Jahre 1843 am 28. Nov. im 86. Lebensjahre in Gotha an Altersschwäche und liegt mit ihren beiden Töchtern Nanette und Charlotte unweit der Grabstätte ihres Gatten auf demselben alten Friedhofe Gothas begraben. Ihr zur Linken liegt Franz Heinr. Sola, der Bräutigam von Charlotte, der tragischerweise kurz vor dem Hochzeitstage starb. Diese vier Gräber werden ebenso wie die Weishaupts und seines Sohnes durch den jetzigen Illuminatenorden erhalten und vor Verfall geschützt.

Was für das junge 20. Jahrhundert galt, änderte sich später radikal. Von Erhaltung der Grabstätte war nicht mehr die Rede und als der Friedhof 1969 komplett abgeräumt wurde, sind nur 16 historisch bedeutsame Grabmale an eine andere Stelle versetzt worden. Die der Familie Weishaupt waren nicht darunter. Die Inschrift auf Adam Weishaupts Grabsein ist wie folgt überliefert:

HEIC JACET / WEISHAUPT / VIR INGENIO ANIMO DOCTRINA / PRIMARIUS CIVIUM LIBERTATIS / VINDEX ACERRIMUS / EXSUL OBIIT OCTOGENARIUS

(Hier ruht Weishaupt, ein Mann hervorragend an Geist, Mut und Gelehrtheit, glühender Vorkämpfer der bürgerlichen Freiheit. Er starb im Exil als Achtzigjähriger.)