Das doppelte Kräuterbuch des Leonhart Fuchs

Das Wissenschaftsjahr in Ingolstadt hat so manchen Gelehrten wieder ans Licht der Öffentlichkeit befördert, der bislang eher den Experten, weniger dem „Normalbürger“ ein Begriff war. Das trifft auch auf Leonhart Fuchs zu. Er gilt als einer der „Väter der Botanik“, weshalb der französische Pater Charles Plumier eine Pflanze nach ihm benannte – die allseits beliebte Fuchsie.

Blick in das “Fuchs-Kabinett” im Deutschen Medizinhistorischen Museum

Leonhart Fuchs (1501 – 1566) wurde im Wemding geboren. Mit Ingolstadt verbindet ihn sein Studium an der Landesuniversität, das er 1524 mit dem Doktor der Medizin abgeschlossen hat.  Anschließend praktizierte er als Arzt in München, bevor er 1526 wieder nach Ingolstadt zurückkehrte, wo er nun die Studenten an der Landesuniversität in Medizin unterrichtete. Zudem machte er sich an das Werk, das ihn später berühmt machen sollte: Das „New Kreüterbuch“.

Ein nicht coloriertes Exemplar dieses Werkes aus dem Erscheinungsjahr 1543 befindet sich normalerweise im Depot des Deutschen Medizinhistorischen Museums in Ingolstadt, aber bis 31. August kann man es derzeit im dortigen „Fuchs-Kabinett“ bei freiem Eintritt besichtigen. In dem Buch werden hunderte Kräuter beschrieben – nach Aussehen und Wirkung.

Doch nicht nur im Medizinhistorischen Museum ist das Fuchsche Kräuterbuch zu sehen: Die Sonderausstellung „Stadt und Student“ im Ingolstädter Stadtmuseum (bis 2. Oktober) kann sogar ein coloriertes Exemplar vorweisen. „Leonhart Fuchs widmet jedem Kraut eine Seite und hat es penibel beschrieben. Sie sehen den Namen, die Gestalt und die biologische Zuordnung. Bei den Erdbeeren, die hier bei uns aufgeschlagen sind, beschreibt er, dass sie besonders gut bei schlechtem Magen geholfen haben,“ erklärt Kuratorin Dr. Stephanie Righetti-Templer.

Leonhart Fuchs wollte mit seinem Kräuterbuch Wissen vermitteln und allgemein zugänglich machen, aber es war nicht seine Absicht, eine Anleitung zu Do-it-Yourself Tinkturen zu liefern: „Kräuterwissen macht keinen Arzt. Das steht in seinem Vorwort,“ betont Ausstellungskuratorin und wissenschaftliche Volontärin am Deutschen Medizinhistorischen Museum, Daniela Hahn: „Er wollte die Leute nicht auf die Idee bringen, selbst Kräuter zu ziehen und sich selbst zu therapieren.“

Zusammen mit Werken von Apian und Eck ist das Kräuterbuch von Leonhart Fuchs (links unten) im Ingolstädter Stadtmuseum zu sehen.

Die Vollendung des Kräuterbuchs erfolgte schließlich gar nicht Ingolstadt, sondern in Tübingen. Dort ließ sich Fuchs zuletzt nieder, weil er als Protestant im katholischen Ingolstadt keine Zukunft hatte. Rund 480 Jahre nach dem Erscheinen des „New Kreüterbuch“ feiert die Stadt ihre Universitätsgeschichte und würdigt nun auch den Mediziner und Botaniker, nachdem eine Lieblingspflanze der Deutschen benannt ist.